*** Plutos – Schweiz Fund Update *** Rotation is the lifeblood of a Bull Market – US Small Caps legen zu *** Temenos‘ Hausaufgaben *** ams OSRAM entwickelt sich positiv *** Schweizer Industriewerte – Talsohle erreicht ***

Der Pluto-Schweiz Fund legt im Juli 2024 1.11% zu, im Einklang mit dem SPI Small/Mid Cap Index, der 1.34% höher notiert.

Die globalen Aktienmärkte sind nun, mit Beginn der zweiten Jahreshälfte, in eine neue Phase eingetreten: Seit Mitte Juli und positiven Inflationszahlen hat sich an den US-Märkten eine neue Tendenz ausgebildet – eine Market Cap-Rotation aus den „sicheren“ Megacaps in Small Caps. Im Berichtsmonat hat der Russell 2000 den Nasdaq 100 um fast 14 Prozentpunkte übertroffen – so viel wie seit 2011 nicht mehr.

Zu einer differenzierten Reaktion der europäischen Börsen kam es bisher nicht und der Ausverkauf der ‚Magnificent Seven ‘ führte zu erhöhter Volatilität. Dazu kamen schwache EU-Wirtschaftsindikatoren.

Ein Highlight des Monats war unzweifelhaft die überraschende Guidance-Erhöhung von Accelleron – die bereits sehr positive Perfomance im FY24 wurde um weitere 22.5% ausgebaut.

Der Klimaspezialist Belimo ist im ersten Semester 2024 erneut gewachsen und hat ein starkes Halbjahres-Resultat vorgelegt. Für das zweite Halbjahr zeigte sich das Unternehmen zuversichtlich und erhöhte die Umsatzprognose.

Positive Äußerungen von Sandoz-CEO Saynor, liessen den Generika-Hersteller neue Höhen erklimmen – Investoren scheinen sich für den Q224-Ausweis am 8. August zu positionieren.

Lonza überzeugte mit einem H124-Resultat im Rahmen der Gesamtjahresprognose. Der Kern-EBIT übertraf die Erwartungen, bei einer ansprechenden Marge von 29,2%. Man sieht sich auf Kurs, die FY24-Guidance zu erfüllen und auch die Ziele für die Jahre bis 2028 wurden bestätigt.

Der Trafohersteller R&S Group hat sich im H124 gut entwickelt. Sowohl Umsatz als auch Auftragseingang sind beim Börsenneuling deutlich gestiegen. Der Ausblick für das Gesamtjahr wird bestätigt. Es wird ein Umsatzwachstum von mehr als 12%, einer EBIT-Marge von rund 20% und einer Free Cashflow-Marge im mittleren zweistelligen Prozent-Bereich gerechnet. Die Gewinnmitnahmen erachten wir als Opportunität für neue Investoren.

SFS sprach beim H124-Rapport von einem schwierigem Umfeld mit schwacher internationaler Konjunktur, geopolitischen Spannungen und einer tieferen Investitionsnachfrage, trotzdem wird im H224 eine marginale wirtschaftliche Erholung erwartet. Für FY24 prognostiziert SFS ein leichtes organisches Wachstum und eine verbesserte EBIT-Marge. Bisher war eine Marge auf Vorjahreshöhe (11,7%) avisiert worden.

Auch Roche GS lagen im Juli sehr gut im Markt: die News, dass Roche ein GLP-1-Produkt entwickelt, scheint hier den Ausschlag gegeben zu haben – und plötzlich sind alle positiv auf den bisher verschmähten Titel.

Trotz wiederholten medialen Spekulationen, dass eine Entspannung im Nahen Osten schlecht für die Frachtraten sei, rückten Kühne + Nagel vor. Ein H124-Resultat, dass die Erwartungen sowohl auf der Umsatz- als auch der Gewinnebene übertraf und der Kommentar, dass K+N eine Belebung der Nachfrage in der Luftfracht sieht und im zweiten Halbjahr weitere Effizienzgewinne erwartet, ließen den Wert anziehen. Eine kurze Schwächephase haben wir genutzt, um unsere Position zu erhöhen.

Holcim wuchs im ersten Halbjahr 2024 zwar langsamer, jedoch profitabler. Der Ausblick für die Profitabilität wird denn auch leicht erhöht, neu wird ein Anstieg der operativen Marge auf 18,5% erwartet. Das Umsatzwachstum wird weiterhin im niedrigen einstelligen Bereich, der Free Cashflow bei über CHF 3 Mia. prognostiziert.

ams OSRAM zeigte sich im Berichtsmonat erneut sehr volatil: im Schlepptau von ermutigenden Samsung-Aussagen zur Absatzentwicklung zog der Wert vorerst an, denn Samsung ist ein wichtiger, langjähriger Großkunde. Auch der überraschend solide Auftragseingang von Aixtron half.

ams OSRAM selbst lieferte ein solides Ergebnis und erhöhte im zweiten Quartal die Profitabilität. Die Umsetzung des «re-establish-the-Base»-Programm, der u.a. den Verkauf der Micro-LED-Fabrik in Malaysia vorsieht, kommt gut voran. Im Markt überwogen jedoch die negativen Stimmen und die Tech-Schwäche brachte den Wert unter Druck.

Ein Lowlight im Juli war für uns Bystronic, die schwierige Zeiten bewältigen müssen – der Wert ist nun aber auf einem Ausverkaufsniveau angelangt und preist keinerlei Erholung ein. Der neue CEO Iacovelli sieht sich einigen Herausforderungen gegenüber.

Auch medmix konnte mit den Zahlen zum H124 nicht überzeugen und musste gar die Guidance reduzieren – der neue CEO ist auch hier gefordert.

DocMorris‘ Konkurrent Redcare legte positive H124-Zahlen vor, die das Schweizer Unternehmen vorerst nicht mitgehen kann. Der erste Datenpunkt zu den online eingelösten elektronischen Rezepten (eRx) in Deutschland zeigen jedoch eine sich unvermindert fortsetzende Dynamik. Trotz Marktanteilsverdoppelung und Guidance-Bestätigung kamen DocMorris übertrieben stark unter Druck. Wir erachten ein Quartal als absolut nicht relevant für den mittel- und langfristigen Investment-Case und haben daher die sehr tiefen Kurse für eine weitere Aufstockung unserer Position genutzt.

Natürlich belastete der Nasdaq-Sell Off insbesondere die Schweizer Tech-Werte: VAT präsentierte sehr solide Zahlen, erhöhte den Ausblick jedoch nicht. im Schlepptau, trotz intakter H2-Aussichten korrigierte Comet deutlich. Auch u-Blox liess Federn – der H124-Rapport am 7. August wird hoffentlich mehr Klarheit schaffen.

Im Berichtsmonat Juli hat das Plutos-Schweiz Portfolio einige Veränderungen erfahren:

Wir haben die Position TX Group nach einer starken Performance geschlossen. Ebenso haben wir Rieter noch vor den H124-Zahlen komplett verkauft – auch hier resultierte eine ansprechende Performance. Bei beiden Werten scheint uns im Moment viel Positives eingepreist.

Wir haben begonnen, eine neue Position in LEM Holding aufzubauen: das Westschweizer Unternehmen für elektrische Messlösungen spürt einen rauen konjunkturellen Gegenwind. Der Umsatz ist im ersten Quartal zurückgegangen, was sich in einem Gewinnrückgang niedergeschlagen hat. Die operative Marge ist – für Lem sehr ungewöhnlich – in den einstelligen Bereich gesunken. Dies ist das schlechteste Ergebnis in der jüngeren Geschichte von Lem, das Sentiment in den Märkten hat sich noch nicht verbessert. Die eingeleiteten Maßnahmen zeigen jedoch erste Verbesserungen. Ermutigend ist zudem, dass der Bestellungseingang – wenn auch auf tiefem Niveau – über die letzten drei Quartale jeweils zugenommen habe. Mit einer Verbesserung der Umsätze rechnet das Unternehmen im zweiten Semester.

Die LEM-Aktie hat sehr stark gelitten, entspricht jedoch bezüglich Qualität, Margen, Marktanteilen unseren Parametern exakt. Ein Ende des Lagerabbaus scheint im H224 in Sicht zu sein, insbesondere im Automobilbereich. Dies sollte unseres Erachtens den Fokus wieder auf das attraktive zugrunde liegende Marktwachstum, z. B. im Bereich der Elektromobilität, lenken, wo weiterhin ein schnelleres, wenn auch etwas geringeres Wachstum erwartet wird. Die LEM Holding AG weist weiterhin eine solide Dividendenrendite in Kombination mit einem unterschätzten ROCE-Niveau von >30% auf. Aus unserer Sicht ist LEM rund 40% unterbewertet.

„Schlechte Unternehmen werden durch Krisen zerstört, gute Unternehmen überleben sie, großartige Unternehmen werden durch sie verbessert.“ 

Andrew „Andy“ Grove, ungarisch-amerikanischer Geschäftsmann, Mit-Gründer von Intel (1936-2016)

Rotation is the lifeblood of a Bull Market – US Small Caps legen zu

Der bisher stärkste globale Wachstumsmotor, die USA, beginnt zu stottern: die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter nehmen ganze 6.6% ab, nachdem ein Plus von 0.3% erwartet worden war und der Arbeitsmarkt – deutlich wenige neu geschaffene Stellen und eine höhere Arbeitslosenrate – neigt zur Schwäche. Die Inflationszahlen sinken leicht. Zwar wird damit eine Zinssenkung des Fed im September immer wahrscheinlicher, sicher ist sie aber bei Weitem nicht.

Doch die Aussicht auf in absehbarer Zeit sinkende US-Leitzinsen hat in den USA abrupt einen Favoritenwechsel ausgelöst. Kleinere und mittelgroße Unternehmen dürften in einem größeren Maße als die Tech-Giganten von günstigeren Firmenkrediten profitieren. Und die zunehmende Marktbreite ist durchaus positiv, auch wenn der Nasdaq 100 momentan stark leidet: ‚Rotation is the lifeblood of a Bull Market” liess sich Ralph Acampora einst zitieren.

Die Bewegung hat viel Potenzial, hat sich doch die Schere zwischen US-Tech und globalen Small/Mid Caps auf ein unhaltbares Level ausgeweitet: Der Nasdaq 100 hatte von Oktober 2023 bis Juni 2024 rund 50 % zugelegt und wir stehen derzeit weniger als 10% unter den Höchstkursen. Der MSCI World SMID vermochte in dieser Zeit nur gerade 8% zuzulegen:

An den europäischen Börsen kam es bisher nicht zu einer differenzierten Reaktion und der Ausverkauf der ‚Magnificent Seven ‘ führte zu erhöhter Volatilität und Druck auf den Markt. Dazu kamen schwache EU-Wirtschaftsindikatoren: insbesondere die deutschen Einkaufsmanager-Indizes aus Bau, Industrie und Gewerbe enttäuschten und kamen deutlich unter den Erwartungen zu liegen.

Es verwundert, dass das Konsumenten-Vertrauen gegenüber dem Vormonat stieg – jedoch mit -18.4 noch immer klar unter dem vorpandemischen Level von +10 steht. Es wird wohl an der Fußball-EM, der Olympiade in Paris und dem anstehenden Urlaub gelegen haben…

Mein Fazit: Wir gehen weiterhin davon aus, dass ein tieferes Zinsniveau in den USA und ganz explizit in Europa für die Small/Mid Caps sehr zuträglich sein wird. Dann wird der Markt in eine neue Phase eintreten. Die Schwäche der europäischen Wirtschaft wird zunehmend auch politisch zum ganz grossen Thema. Und die europäischen Small/Mid Caps spiegeln diesen Umstand sehr deutlich: auf rund 35% hat sich der Performance-Rückstand dieser Asset-Klasse gegenüber den europäischen Large Caps in den letzten drei Jahren entwickelt.

Temenos‘ Hausaufgaben

Ich hatte das Privileg, mich kürzlich mit dem neuen Temenos-CEO Jean-Pierre Brulard, CFO Takis Spiliopoulos und IR Adam Snyder persönlich zu unterhalten.

Kurz zuvor hatte Temenos im H124-Bericht eine Umsatzsteigerung bekannt gegeben – allerdings rechnet der Bankensoftwarehersteller nun für das Gesamtjahr mit deutlich weniger Wachstum im Bereich ‚Software-Lizenzen‘ und senkt ihre Wachstumsprognose die diesbezüglichen Einnahmen auf 3-6%. Der operative Gewinn wird jedoch weiterhin zwischen 7-9 % höher prognostiziert, der freie Cashflow dürfte mindestens um 16% zulegen. Die Mittelfristziele werden überprüft und am 12. November an einem Investorentag in London zusammen mit einem strategischen Plan präsentiert.

Das Hauptthema unseres Gespräches war nicht das 1. Halbjahr – vielmehr ging es mir darum, die wichtigsten neuen Ansätze von Herrn Brulard zu erfahren und in welchem Zustand er Temenos seit seinem Start vor rund 80 Tagen wahrnimmt.

Insbesondere das Gewinnen und Halten von Talenten scheint beim neuen CEO ganz wichtig zu sein. Die USA ist ein Arbeitnehmermarkt mit vielen Optionen für Menschen, die unzufrieden sind. Zudem soll Temenos ‚amerikanisch‘ wahrgenommen werden.

In seinen vielen Gesprächen mit Kunden sei Qualität das wichtigste Thema gewesen: Qualität in der Umsetzung, Qualität beim Produkt und der Planung. Bei 800 Kunden, mit über 1200 Modulen sei die Sicherstellung der Qualität von höchster Priorität.

Kultur und Führung sei absolut unverzichtbar, um ein neues Kapitel für Temenos aufzuschlagen. Zu viele Führungskräfte seien kurzfristig orientiert und vergütet worden, oft hätte es wohl wenig Klarheit über den Zweck und den langfristigen Plan der Führung gegeben. Auch ein Widerstand gegen Veränderungen sei auszumachen. Um die Komplexität der Führung zu verringern, werde das ‚Executive Committee‘ auf sechs Mitglieder reduziert. Dafür werden ein Senior Leadership Teams (SLT) geschaffen.

Die USA wird ein wichtiger Teil des Wachstums darstellen: Die Zahl der Vertreter wird im H224 von sechs auf 16 erhöht, insbesondere, um den Sweet Sport Lower Tier 2 und Tier 3 besser zu bearbeiten. Das Potenzial sei mit rund 160 Banken in den USA sehr gross. Konzentrieren will man sich spezifisch auf das Firmenkundengeschäft.

In Europa spielt UK eine wichtige Rolle: mit dem neuen Head of Europe ist das Wealth Management-Geschäft in den Fokus gerückt. Auch Cross-Selling zu den bestehenden Kunden BIL, ABN Amro, KBC, Nordea und Socgen müsse sich verbessern.

Wenn die FY24-EBIT-Prognose erreicht werden soll, müssten die Kosten im 2. Halbjahr aus heutiger Sicht um 85 Mio. steigen – das sei unwahrscheinlich und der Puffer hoch genug. Der Ausblick für den Bereich ‚Maintenance‘, also die Wartung, wurde erhöht, was vielen Investoren nicht bewusst zu sein scheint. Das einzige volatile Segment sei das Subscription, der Rest der Bereiche habe eine sehr gute Visibilität.

Mein Fazit: Ich habe einen sehr positiven Eindruck von JP Brulard gewonnen. Durch den Short Seller-Report sind zwei Monate verloren gegangen und Geschäft von 12 Monaten in 10 Monaten abzuwickeln, ist völlig nachvollziehbar nicht einfach. Doch auf die Frage, wie stark der Druck der Konkurrenz sei, antworteten mir CEO und CFO unisono: ‚Wenn wir unsere Hausaufgaben erledigen, gibt es an Temenos keinen Weg vorbei.‘

ams OSRAM entwickelt sich positiv

Auf das Gespräch mit ams OSRAM-CEO Aldo Kamper und IR Juliana Baron habe ich mich speziell gefreut, ist das Unternehmen doch eines der am kontroversesten und momentan am meisten diskutierten – und ein äußerst wichtiges Portfolio-Unternehmen im Plutos-Schweiz Fund.

So viel vorab: die Stimmung bei Aldo Kamper ist gut und er scheint mit der Entwicklung des Unternehmens, wenn man mal vom microLED-Schocker absieht, durchaus sehr zufrieden zu sein.

Auf die Pläne für die neueste Fab in Kulim, Malaysia, angesprochen, meinte Herr Kamper, dass man nach wie vor plane, sich davon zu trennen. Etwas anders sieht es in Bezug auf die im Projekt erworbenen microLED-Fähigkeiten aus. Auf eine mögliche Weiterentwicklung dieser Technologie angesprochen, meinte Herr Kamper, großflächige Displays seien nicht mehr im Fokus. Perspektivisch wären insbesondere zwei Bereiche sehr interessant: im Auto gehe der Trend zu kleineren Pixels. Das Head-up Display, gar die ganze Windschutz- oder Seitenscheiben seien neue Design-Elemente, die nur sichtbar sind, wenn sie eingeschaltet sind. Auch Projektionsflächen bei Brillen könnten sich entwickeln. Um dies zu realisieren, sei jedoch die Fab in Kulim nicht notwendig. Deshalb suche man in einem geordneten Prozess nach einem Käufer bzw. neuen Leasing-Nehmer übergeben. Das Equipment werde entweder umgenutzt/umgebaut oder verkauft. Die Umsetzung werde wohl eher im Jahr 2025 kommen.

[nachfolgend würde ich deutlich mehr die Eviyos Technologie in den Vordergrund stellen. Laser-Rücklichter sind ein weniger revolutionärer, kleinerer Trend.] In den diversen Vertikalen des Halbleiter-Geschäftes sind innovative Lösungen für die Scheinwerfer oder auch Rücklichter weiterhin gut wachsend. Aktuell läuft das Geschäft mit EVIYOS, einem hochpixelierten LED-Scheinwerfer-Modul hoch mit 25.000 individuell ansteuerbaren Lichtpunkten. Das Unternehmen sieht wegen der dadurch möglichen zusätzlichen Sicherheitsfeatures erhebliches Interesse bei den Autoherstellern. Bislang wurden bereits Design Wins im Umfang von 450m EUR verbucht. Perspektivisch sehe ams OSRAM auch bei Rücklichtern erhebliches Potenzial für seine ‚Aliyos‘-Technologie für „Light out of nowhere“ ist eine Folie-Lösung, die viel Anklang findet. Insgesamt erhöht sich der Anteil im Auto (Bill of material) konstant. Als Innovationsführer müsse ams OSRAM auch auf eigenes Risiko und Kosten entwickeln, die aber dann für ein- bis zwei Dekade anhielten.

Die im Q224 erwähnten, vielfachen Design-Wins waren insbesondere in diesem Bereich zu verzeichnen.

In der Division Industrie und Medizintechnik (I&M) ist ams OSRAM sehr stark im CT-Sensoringbereich und ist bereits bei vielen CT-Scannern vertreten. Die Marktführer wollen vermehrt in diesen Bereich investieren. Neu wurde ein japanischer Kunde gewonnen. Bremser für das Segment ist im Moment der Lagerabbau und eine schwache Nachfrage.

Im Bereich Consumer, also verschiedene Anwendungen im Android- und Apple-Phone, laufe Android nun wieder deutlich besser. Bei acht der zehn besten Kamera-Phones ist ams OSRAM verbaut. Der Ambient Light Sensor für einen ‚Großkunden‘ (Anm. der Red.: Der Markt geht von Apple aus) läuft der Ramp – der Chip und das Packaging kommt von ams OSRAM – dies werde man im H224 in den Zahlen sehen.

Auch im Segment Lampen & Systeme (L&S), also bei den eher ‚normalen‘ Anwendungen ist Automotive wichtig: dieser Bereich bleibt wohl bestenfalls stabil, denn nur bei rund 20% der Fahrzeuge werden heute noch Halogen-Lampen verbaut. [% für neu verbaute Halogen-Lampen. Der Fuhrpark-Anteil mit Halogen-Ausstattung ist prozentual deutlich höher] Es ist eine typische Cash-Cow-Strategie, ohne viel R&D. ams OSRAM hat eine sehr hohe installierte Basis und verdrängt Philips mehr und mehr. GE hat schon vor vier Jahren das Handtuch geworfen.

Bei den Speziallampen gibt es enorm viele Anwendungsbereiche, vom Garten oder Gewächshaus, über die Unterhaltungsindustrie bis hin zu Lampen zur Aushärtung von diversen Produkten. Ein sehr interessantes, diverses Gebiet, dass jedoch m.E. nicht der grosse Game-Changer in naher Zukunft sein wird.

Bei den Marktanteilen seien keine Verwerfungen zu beobachten, die Supply Chain schon fast wieder komplett normalisiert und ams OSRAM sei durchwegs sehr innovativ aufgestellt, was es neuen Mitbewerbern sehr schwierig macht.

Die CAPEX wird nach einem Anstieg im Q224 im zweiten Halbjahr deutlich tiefer sein, was natürlich auch einen starken Einfluss auf die Nettoverschuldung haben wird.

Mein Fazit: Schon fast als Perma-Bulle bei ams OSRAM verschrien, werde ich meine tatsächlich sehr positive Meinung nicht ändern, schon gar nicht nach dem sehr aufschlussreichen Gespräch mit Aldo Kamper. Der Turn-Around ist in vollem Gange – nun braucht es zwei-drei solcher ‚normaler‘ Quartale, um die Investoren wieder überzeugen zu können.

Schweizer Industriewerte – Talsohle erreicht

Mit den Publikationen zum 1. Halbjahr 2024 haben die meisten unserer Portfolio-Unternehmen im industriellen Bereich ein ähnliches Bild gezeichnet:

Zuwenig neue Aufträge, tiefe Kapazitätsauslastung, steigende Lohnkosten, daraus resultierend Druck auf die Margen und oft ein sehr verhaltener Ausblick ins H224.

Die Visibilität bleibt gering und trotz einer EZB-Zinssenkung springt die Nachfrage in Europa nicht an, die deutschen PMIs und der ifo Geschäftsklimaindex aus Deutschland enttäuschen weiterhin und liegen unter den Erwartungen.

Zudem scheint sich die Arbeitsmoral in Deutschland zu verschlechtern – manche nennen dies Zeitgeist – und Arbeitnehmer feiern öfters krank, erscheinen grundlos nicht am Arbeitsplatz oder wollen mehr Geld für dieselbe Leistung.

Die deutsche Waferfabrik von TSMC, dem weltweit größten unabhängigen Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte aus Taiwan, erlebt dies gerade ebenfalls hautnah und wird mit drei Haupthindernissen für die Rentabilität konfrontiert: starke Gewerkschaften, hohe Kosten und eine begrenzte Belegschaft.

Auch in den USA scheint die Wirtschaft vor einem Abschwung zu stehen – dieser ist im Unterschied zu Europa jedoch gewollt…

Der Status Quo ist also denkbar schlecht und es ist möglicherweise die größte europäische Wirtschaftskrise der letzten Jahre – und daher ist es der richtige Zeitpunkt, qualitativ hochstehende, innovative Unternehmen in Depot zu holen, denn viele notieren jetzt auf Niveaus, die keinerlei Erholung einpreist.

Hervorzuheben sind hier insbesondere zwei Investoren-Darlings: LEM und Forbo.

Beide sind unbestritten von höchster Qualität, leiden jedoch im Moment enorm unter den oben aufgeführten Herausforderungen.

Forbo verfehlt mit seinem Halbjahresergebnis die Analystenschätzungen. Die EBIT-Marge betrug noch 10,8% (Vorjahr 12,2%). Der Ausblick für das Gesamtjahr 2024 wird trotzdem bestätigt, allerdings werden «die kommenden Monate weiter fordernd sein» – der Start eines weiteren Aktienrückkaufs dürfte unmittelbar bevorstehen.

LEM, das Westschweizer Unternehmen für elektrische Messlösungen, spürt, wie bereits im Monatsbericht erwähnt, einen rauen konjunkturellen Gegenwind. Der Umsatz ist im Q124 zurückgegangen, was sich in einem Gewinnrückgang niedergeschlagen hat. Die operative Marge ist – für Lem sehr ungewöhnlich – in den einstelligen Bereich gesunken. In der Periode von April bis Juni, dem ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25, fielen die Umsätze um knapp 28% auf 81 Mio. Fr., wie das Unternehmen mitteilte. Dabei haben sich Währungseffekte nur unwesentlich ausgewirkt. Zu konstanten Wechselkursen ist das Minus mit 26,9% nur marginal moderater. Dies sei das schlechteste Ergebnis in der jüngeren Geschichte von Lem, erklärte CFO Andrea Borla. Das Sentiment in den Märkten habe sich noch nicht verbessert. Laut Borla zeigen die eingeleiteten Maßnahmen aber erste Verbesserungen. Ermutigend sei zudem, dass der Bestellungseingang – wenn auch auf tiefem Niveau – über die letzten drei Quartale jeweils zugenommen habe. Einen konkreten Ausblick für das Geschäftsjahr 2024/25 machte das Unternehmen noch nicht. Das Geschäft dürfte sich im derzeit laufenden zweiten Quartal aber ähnlich entwickeln wie im ersten Quartal. Mit einer Verbesserung der Umsätze rechnet das Unternehmen im zweiten Semester.

Doch auch von Zehnder, Bystronic, Komax, medmix wenden sich die Investoren ab:

Zehnder erwartet aufgrund der tiefen Vorjahresbasis für das H224 eine verbesserte Entwicklung, ist mit einem EV/EBITDA 2025E von rund 7x attraktiv bewertet und die letzte Akquisition wird ab dem H224 zum Ergebnis beitragen – unser fairer Wert bewegt sich rund 20% über dem aktuellen Kurs.

Bei Bystronic führt die anhaltend schwache Marktdynamik zu einem stark rückläufigen Umsatz und einem Halbjahresverlust. Die wirtschaftliche Unsicherheit belastet die Nachfrage und der Auftragseingang sowie der Umsatz sinken gegenüber Vorjahr. Aufgrund des tiefen Umsatzes resultiert trotz Einsparungen ein Verlust. Hohe Anlaufkosten und ein ungeplanter Mehraufwand bei der Umsetzung von Automations- und Gesamtlösungsprojekten reduzierten das Ergebnis zusätzlich. Bystronic sieht keine wesentliche Erholung im H224. Der Wert ist nun aber auf einem Ausverkaufsniveau angelangt und preist keinerlei Erholung ein.

Komax musste kürzlich gar eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr aussprechen. Die stagnierende Autoproduktion, weitere Verschiebungen nach Fernost, Überkapazitäten in der Kabelverarbeitung und Lagerüberbestände in der Lieferkette haben zu einem Einbruch im Geschäft von Komax geführt.

Komax dürfte beim definitiven H124-Rapport kaum mehr als vorsichtig zu vernehmen sein. Der Auftragsbestand ist tief und die niedrigen Auftragseingänge beängstigend. Bildet sich jedoch beim Auftragseingang eine Bodenbildung ab, dürfte sich eine berechtigte Hoffnung auf ein besseres Jahr 2025 durchsetzen.

Auch medmix hat mit dem H124-Ergebnis enttäuscht und gar die Jahresprognose revidiert. Der Umsatz fiel um 2,8% auf CHF 241 Mio. Währungseffekte drückten das Ergebnis um weitere 2%. Währungsbereinigt und ohne Übernahmen sank der Umsatz um 6,1%. Das adj. EBITDA von CHF 46 Mio. blieb unter dem Vorjahreswert von fast CHF 50 Mio. Fr. Der Netto-Gewinn sank auf CHF 5 Mio.

Die neue Guidance sieht die organische Wachstumsentwicklung lediglich flach bis sogar negative, eine adj. EBITDA-Marge von 18%-19%. Die Guidance-Reduktion kommt für uns nicht ganz überraschend, da der neue CEO Willi wohl eher auf einer tieferen Basis gemessen werden will.

Mein Fazit: meine Liste der laufend interessanter werdenden Schweizer Industrie-Werte kann natürlich bei Weitem nicht als abschliessen angesehen werden. Viele weitere qualitativ hochstehende Unternehmen sind günstig, ja billig, bewertet. Ich bin absolut davon überzeugt, dass sich Investoren mit einem Zeithorizont von drei Jahren bei den erwähnten Titeln lukrative Gewinnpotenziale eröffnen.

Eine kleine Randnotiz:

Mit nunmehr noch CHF 220 Mio. Marktkapitalisierung ist Meyer Burger kaum mehr im Fokus vieler Investoren. Bei der ‚Finanz + Wirtschaft‘ scheint der Name aber ganz im Mittelpunkt des Interesses zu stehen in einer einzigen Woche im Juli erschienen sage und schreibe fünf negative Artikel. Das könnte plötzlich ins Auge gehen, wenn MBTN der Turn-Around gelingt ich finde das Meyer Burger-Bashing der FuW jedenfalls lächerlich.

Bis demnächst,

Stephan