*** Plutos – Schweiz Fund Update *** Q125: Highlights, Lowlights, Nolights *** Medartis – Straumann 2.0? ***

Der Plutos-Schweiz Fund muss nach einem starken Jahresbeginn im März einen deutlichen Rückgang von 7.7% verkraften – 6.5% allein in den letzten vier Handelstagen. Auch der breitere Small Mid/Cap Index verliert mit 3% erheblich. Dies zeugt von einem übertrieben anmutenden Käuferstreik.

Die Stimmung der Anleger ist insbesondere an den amerikanischen Handelsplätzen, wo Dow Jones, Nasdaq, S&P500 schon seit Jahresanfang schwach tendieren, im Keller. Die ‚Trump Recession correction‘ dauert an, die Stagflationsängste haben sich mit Wucht zurückgemeldet und die Angst vor einer Ausweitung des Zollkonfliktes sind durch die Aussagen von US-Präsident Trump gestiegen. Insbesondere die konjunktursensitiven Technologiewerte, wo eine positive Gegenbewegung aus dem wohl überverkauften Terrain auf sich warten lässt, litten enorm.

Während sich die Schweizer Börse zu Monatsbeginn den bereits sehr starken Abschlägen an den US-Märkten noch entziehen konnte, kamen auch unsere Indizes zunehmend unter erheblichen Druck und beendeten den Berichtsmonat mit deutlichen Verlusten. Es ist und bleibt wohl eine politische Börse und auch wenn es heißt, dass diese kurze Beine hätten, scheinen die Investoren die Opportunitäten nicht nutzen zu wollen.

Nichtsdestotrotz konnten einige Werte zulegen: für Adecco ist der deutsche Stimulus-Plan wichtig, denn Temporär-Stellen sind in der ersten Phase eines Aufschwungs zentral. Die R&S Group legte zu, nachdem das Transformatoren-Unternehmen bereits die FY24-Eckdaten publiziert hatte, von einer Preisziel-Erhöhung durch die größte Schweizer Bank und auch OC Oerlikon sah eine Rating-Erhöhung. Aryzta findet in Zeiten erhöhter Unsicherheit immer Käufer. Meyer Burger konnte einen weiteren Liefervertrag abschliessen, doch ist die Position deutlich zu klein, um für den Fund einen relevanten Unterschied machen zu können. Die Zykliker Zehnder, Forbo und Bucher konnten sich behaupten und zumindest ein kleines Plus verzeichnen.

Die grosse Mehrheit der Positionen beschlossen den Monat mit zum Teil deutlichen Kursrückgängen: die Automobil-nahen Pierer Mobility, Komax und ams OSRAM litten besonders. Sogar die für ihre defensive Qualität bekannte Accelleron kam heftig unter Druck. Bei Straumann obsiegte offensichtlich wieder die Meinung, dass ihr Geschäft zyklisch sei. Natürlich half bei den Tech-Werten Lem Holding, VAT und Comet das erwähnte Ausbleiben eines Nasdaq-Rebounds nicht. Der Investoren-Tag von Kühne+Nagel brachte keinen neuen Impuls in die Aktien und sogar SKAN, die erneut ein tadelloses Resultat und einen starken Ausblick vorlegen konnten, büßten ein.

Erneut enttäuscht hat DocMorris: der im Vergleich zu Konkurrent Redcare wenig ambitiöse Wachstumsausblick und natürlich die Ankündigung einer Kapitalerhöhung gaben den Short-Sellern leider recht. Die Kommunikation war ebenfalls intellektuell anspruchslos: eine Kapitalerhöhung anzukündigen, den Investoren gleichzeitig einen umfassenderen Ausblick auf die kurz- und mittelfristigen Erwartungen vorzuenthalten und erst später bekannt geben zu wollen, zeugt von zu wenig Verstand im Umgang mit dem Aktien-Markt.

Die GAM-Resultate waren wenig aufschlussreich: Die Initiativen zur Kostenoptimierung, deren volle Wirkung sich 2025 und darüber hinaus zeigen sollen, führten zu einem Aufwandsrückgang um 20%. Die ‚starken Fortschritte bei der Umsetzung der Turnaround-Strategie‘ und die Bestätigung, dass 2026 der Break-Even geschafft werden soll, gingen neben noch immer hohen Verlusten von rund CHF 70 Mio. unter.

Im Berichtsmonat haben wir die Position in Cembra geschlossen – wir sehen für Europa höhere Zinsen, was gegen das Engagement spricht. Cembra war seit der Fund-Lancierung am 18.10.22 im Fund vertreten. Nach 40% Kursgewinn ist unser Preisziel erreicht.

Erste Investment-Häuser haben ihre bisherige Strategie, schrittweise das zyklische Profil ihrer Empfehlungen zu stärken, unterbrochen und haben sich entschieden defensive Engagements zu erhöhen. Eine Überlegung, die auch wir uns evaluieren müssen.

«Wenn Sie feststellen, dass Sie auf der Seite der Mehrheit stehen, ist es Zeit, innezuhalten und nachzudenken.»

 Mark Twain, amerikanischer Schriftsteller (1835–1910)

Selbstverständlich stehe ich für einen Austausch zu diesen, weiteren Schweizer Werten und natürlich dem Plutos-Schweiz Fund gerne zur Verfügung und bedanke mich für Ihr Interesse.

In Zeiten von hoher Marktnervosität und negativen Übertreibungen ist es wichtig, sich der fundamentalen Analyse der Firmen, deren Stärken, Schwächen, Opportunitäten und Risiken zu erinnern.

Auf den folgenden Zeilen finden Sie daher die Q12025 Highlights, Lowlights, Nolights unserer Portfolio-Unternehmen. Diese beziehen sich explizit nicht auf deren Aktien-Performance, sondern auf die momentane Situation und den Ausblick, sowohl für 2025 als auch mittelfristig.

Highlight: Accelleron liefert immer

Der Badener Turbolader-Hersteller enttäuscht nie und überzeugte, wie üblich, mit den FY24-Ergebnissen, übertraf gar die ambitiösen Analysten-Schätzungen und zeigt einen Ausblick auf 2025, der mit hohen Margen und gutem Wachstum glänzt – geholfen hat es in diesen politisch getriebenen Märkten zu wenig. Mit dem Hinweis auf die zurecht stattliche Bewertung hielten sich die Analysten mit verdientem Lob für die Badener zurück.

Zu den Fakten: Accelleron hat 2024 die Umsatzmarke von USD 1 Mia. übertroffen. Der operative Gewinn stieg überproportional um 17.4% auf USD 261,9 Mio., die entsprechende Marge auf 25.6%. Die Dividende wird auf CHF 1.25 erhöht. Das Unternehmen prognostiziert für 2025 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 4-6% und eine operative EBITA-Marge von 25-26%.

Accelleron wird immer im Plutos Schweiz Fund vertreten sein. Die starke Marktposition, die hohen Margen und das gute Management, gepaart mit einem Geschäftsmodell, das sehr schwierig zu kopieren ist, ist für mich fast einzigartig. Accelleron spielt bei der Dekarbonisierung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine enorm wichtige Rolle. Die Schifffahrt macht ungefähr 3% der globalen CO2-Emissionen aus und soll bis 2050 klimaneutral werden. Das wird ohne die Accelleron-Turbolader unmöglich sein.

Highlight: Adecco – die befreiende Dividenden-Kürzung

Trotz einer signifikanten, jedoch eher befreiend wirkenden Dividenden-Kürzung, legte die Aktie des Personaldienstleisters im März deutlich zu. Ein Zyklus-Aufschwung, gerade in Europa, das wohl um die 50% Umsatzanteil entspricht, wird in einer ersten Phase über mehr Temporär-Mitarbeiter abgebildet und Adecco hat mit Kostenkürzungen das Margen-Potenzial und den freien Cashflow verbessert und trotzdem Marktanteile gewonnen.

Eine Dividendenkürzung macht viel mehr Sinn, als eine Dividende über höhere Schulden zu Finanzieren.

Zu den Fakten: Adecco musste 2024 zwar einen Umsatzrückgang von 4%, einen operativen Gewinnrückgang um 28% und eine tiefere Marge von noch 3.2% verbuchen. Doch unter dem Strich verdiente der Konzern 6% mehr als ein Jahr zuvor. Damit fielen die Zahlen etwas besser als die noch schwächeren Schätzungen aus. Mit Blick nach vorn rechnet das Unternehmen damit, dass sich die Märkte im laufenden Jahr erholen werden. Die Volumenentwicklung habe sich bereits während des vierten Quartals 2024 stabilisiert. Im Startquartal 2025 wird derweil mit einer leicht steigenden Bruttomarge gerechnet.

Adecco ist als Frühzykliker die perfekte Aktie, um auf einen europäischen Wirtschaftsrebound zu setzen.

Highlight: ams OSRAM – Quartal um Quartal besser

Bei ams OSRAM ist der Knoten endlich geplatzt. Mit den Q4-Ergebnissen reihen die Österreicher ein weiteres solides Quartal ans letzte und überrascht mit der Profitabilität und dem freien Cashflow positiv. Nicht zu vergessen: ams OSRAM notierte vor dem microLED-Storno durch Apple bei über CHF 23 – momentan liegt der Kurse (wieder) unter CHF 8.

Natürlich ist ams OSRAM auch von Automotive-Markt abhängig, doch sind die bereits lange begonnenen Hausaufgaben weit wichtiger für den kurzfristigen Erfolg. Bereits am 30. April wird ams OSRAM beweisen können, dass die positive Richtung anhält.

Highlight: ARYZTA – solid unterwegs

Aryzta hatte bereits Mitte Januar berichtet, dass der Grossbäcker die Mittelfrist-Ziele 2025 schon 2024 erreicht habe. Anfang März dann die definitiven Ergebnisse: bei einem zum Vorjahr wenig veränderten Umsatz stieg der operative Ertrag dagegen um 5.4% und die entsprechende Marge auf 14.6%. Der Start ins Jahr ist gelungen, Q125 zeigt Richtung organischem Wachstum von 3%. Die operative Marge und des Gewinnwachstums sollen weiterwachsen, dabei der Verschuldungsgrad auf 2,8x EBITDA sinken. Mit einem «Reverse Stock Split» (Aktienzusammenlegung) wird die Aktie schwerer und somit kein Penny-Stock mehr.

Alles richtig gemacht, würde ich die letzten drei Jahre zusammenfassen. Und da ‘Bake-Off’, nun aber nicht mehr bei den Gewinnen, weiter an Markt gewinnt, dürfte Aryzta weiter ein Liebling der Anleger bleiben – denn das ist die Aktie mittlerweile. Vielleicht die einzige Gefahr für den Aktienkurs.

Highlight: Bucher – Nachfrage-Tiefst überwunden

Bucher Industries geht von einer Erholung einiger Märkte ab Mitte Jahr aus. Der Gewinnrückgang 2024 um ein Drittel, eine entsprechende Marge von 9%, die natürlich nicht den Bucher-Ansprüchen genügt, ist in der Aktie mehr als eingepreist. Die Dividende wird zwar gekürzt, dafür plant Bucher ein Aktienrückkaufprogramm über die nächsten zwei Jahre. Der Ausblick ist Bucher-typisch eher verhalten und sieht einen stabilen Umsatz auf vergleichbarer Basis und eine Betriebsgewinnmarge auf Vorjahresniveau.

Die letzte CEMA-Umfrage (European Agricultural Machinery Association) von Mitte März zeigte einen Wert von -5 (Skala von -100 bis +100). Die Verbesserung ist gegenüber dem Wert von Februar (-11) noch marginal, doch ein erstes positives Zeichen für die Industrie. Der jüngste Wert von +50 im Jahresvergleich weist auf eine kontinuierlich wachsende positive Dynamik im Vergleich zu den Vormonaten (Feb.: +41; Jan.: +19; Dez.: +11) hin.

Die Qualität von Bucher ist hoch und zieht die Nachfrage wie erwartet wieder an und die Lager der Händler leeren sich, ist die Aktie auf dem aktuellen Level schlicht deutlich unterbewertet.

Highlight: R&S Group wächst und gedeiht

Bereits Anfang März publizierte der Schweizer Anbieter von elektrischen Infrastrukturkomponenten die vorläufigen Eckdaten 2024: sie zeigen ein organisches Wachstum von über 13%, bei einer hohen EBIT-Marge von 23%. Das liegt über der Guidance von über 12% Wachstum und einer EBIT-Marge von um die 20%. Auftragseingang und

-bestand sind auf Rekordlevels. R&S bestätigte damit den Wachstumskurs, die starke Profitabilität und die solide «Cash Conversion». Der Ausblick für 2025 und auch der mittelfristige Ausblick – Nettoumsatz plus 12%, operative Marge etwa 20% –  wurden bestätigt.

Vielen Investoren ist die R&S Group noch wenig bekannt, doch das dürfte sich zeitnah ändern – am 15. April folgen die definitiven FY24-Ergebnisse. Das hochmargige Geschäftsmodell, die externen Wachstumstreibern, die Nischen-Position und die smarte Akquisition von Kyte Powertech im letzten Jahr machen den Investment-Case sehr attraktiv.

Die Aktienplatzierung durch CGS Ende Januar wurde schlecht verdaut, nachdem bereits Ende Jahr ein VR Aktien im grösseren Stil verkauft hatte. Die Aktien scheinen in schwache Hände gelangt zu sein: der Platzierung bei CHF 19.30 folgten deutlich tiefere Kurse. Für neue Investoren eine perfekte Gelegenheit, eine Position zu erwerben. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass uns die R&S Group, gerade auch mit der letztjährigen Akquisition, noch viel Freude, sprich Performance, machen wird

Highlight: SKAN nutzt den Sweetspot erfolgreich und langfristig

Auch wenn der Umsatz aufgrund von Verschiebung bestimmter Projekte die 2024-Guidance nicht ganz erfüllen konnte, fiel das SKAN-Ergebnis erneut sehr stark aus: der Auftragseingang von +22% impliziert ein H224-Wachstum von deftigen 52%, der Auftragsbestand bietet eine gute Visibilität bei einem gesunden Book/Bill-Ratio von 1x, die EBITDA-Marge von 15.8% impliziert einen Anstieg von 18% im zweiten Halbjahr 2024, EPS stieg um 48%, die Dividende wird um 14% erhöht – davon sind 50% gar steuerfrei. Der Ausblick 2025 ist solid: Umsatzwachstum im mittleren Zehnerbereich und EBITDA-Marge zwischen 14-16%.

Der Bereich Equipment & Solutions (das Neu-Maschinengeschäft, 75% Umsatz) wird sich verbessern, Services & Consumables (25% Umsatz) wird sich bei einer hohen Marge stark verbessern. Mittelfristig dürfte eine 50/50 Umsatzgewichtung möglich sein, was zu der mittelfristigen Prognose einer schrittweisen Erhöhung des Rentabilitätsniveaus in den oberen Zehnerbereich führt. Danach gibt es Potenzial für einen weiteren Anstieg über den mittelfristigen Zeitraum hinaus. Da SKAN ursprünglich davon ausging, dass das Maschinengeschäft nicht so stark wachsen würde, was glücklicherweise nicht der Fall war, konnte Services & Consumables mit dem Wachstum nicht mithalten. M&A wird daher definitiv bei S&C stattfinden und die Marge erhöhen, sprich den 50/50-Umsatzsplit zügig erreichen.

SKAN ist und bleibt ein Vorzeige-Unternehmen innerhalb des Plutos-Schweiz Funds – Buy & Hold & Buy more.

Lowlight: Comet und VAT leiden unter der Nasdaq-Schwäche

Der Röntgen- und Hochfrequenzspezialist Comet hat im letzten Jahr bei einem Umsatzanstieg um 12% den operativen Gewinn um 34% erhöht. Die Marge betrug 13.6%. Der Ausblick für das laufende Jahr lag jedoch unter den Erwartungen: Der Nettoumsatz wird zwischen CHF 480-520 Mio. erwartet, die EBITDA-Marge zwischen 17-20% – alles solide Werte, doch der Konsens hatte 538 Mio. resp. 21.5% erwartet. Für diesen ‘zurückhaltenden’ Ausblick musste die Aktie enorm Federn lassen, doch die Investitionen in Wachstum und R&D machen für mich sehr viel Sinn. Die Bestätigung, dass der Semi-Zyklus langsam, aber sicher in Schwung kommt und mein Austausch mit CEO Haferl machen mich zuversichtlich. Doch leider kam die Markt-Reaktion zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, erlaubt doch die momentane Nasdaq-Schwäche auch nicht den geringsten Wermutstropfen.

Ganz ähnlich erging es VAT, wenn auch die Reaktion auf die Jahreszahlen hier deutlich positiver war, die Erwartungen also bereits tiefer. Der operative Gewinn lag nur unmerklich unter, die Marge mit 31.2% auf dem Konsens. Unter dem Strich resultierte ein um 11.3% höherer Gewinn. Der Q125-Ausblick von CHF 275-295 Mio. liegt über Konsens. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 sollen Auftragseingang, Umsatz, EBITDA, die entsprechende Marge, der Reingewinn und der Cashflow im ähnlichen Umfang wachsen.

Ich kann lange argumentieren, dass sowohl Comet als auch VAT für die Chip-Industrie von unverrückbarer Relevanz sind – sinkt der Nasdaq, stehen sie auf dem Verkaufszettel. So einfach ist das – wenn auch mittelfristig falsch.

Lowlight: Komax – Visibilität fehlt

Der Marktführer bei Kabelverarbeitungslösungen musste 2024 einen Einbruch beim operativen Gewinn auf CHF 16 Mio. verbuchen, unter dem Strich fiel das Ergebnis mit CHF 3 Mio. gar ins Minus. Der Umsatzrückgang von 16% wurde bereits früher kommuniziert. Die Dividende wird konsequenterweise gestrichen. Ebenso verzichtet das Unternehmen wegen der unsicheren Lage auf einen Ausblick, die Mittelfristziele werden dagegen bestätigt.

Insbesondere unter dem Ausbleiben einer Guidance für 2025 litt die Aktie über alle Massen – doch die Kommunikation ist für mich durchaus nachvollziehbar, ist es doch den Kunden momentan nicht klar, ob Kapazitäten in der Ukraine, in Mexiko oder in Nord-Afrika am besten angesiedelt werden sollen. Sie warten insbesondere auch wegen den ständig neuen Tarif-Aussagen damit, eine Entscheidung zu fällen – es ist zu hoffen, dass man hier bald mehr Klarheit hat.

Komax hat 2024 dennoch sehr viel richtig gemacht: in Deutschland wurden die Produktionsstandorte von neun auf fünf reduziert, denn es bleibt schwierig bei den deutschen Autobauern – alles nördlich von Baden-Württemberg und Bayern ist bzgl. Arbeitsmoral, Kosten und Gewerkschaftseinfluss nicht gut.

Die EBIT-Marge hat sich zwar halbiert, blieb mit rund 6% jedoch klar positiv. Die Brutto-Marge im Verhältnis zum EBIT hat ab CHF 700 Mio. einen massiven operativen Hebel und eine hoch einstellige EBIT-Marge scheint dann eher konservativ.

In China brummt der Markt und mit der Hosver-Akquisition ist Komax nun sehr gut positioniert, u.a. bei BYD. Auch Tunesien und v.a. Marokko boomen weiterhin, da der Arbeitsmarkt gut ist und eine gewisse Stabilität herrscht.

Indien wird boomen, in Südamerika könnte es zu Verschiebungen aus Mexiko nach Nicaragua und Honduras geben – die Arbeitsmoral und die Kosten sind aus Kundenerfahrung besser als Mexiko. Brasilien könnte nach 2024 auch in diesem Jahr gut laufen.

Traditionelle japanische Absatz-Gebiete wie die Philippinen und Indonesien sind für Komax-Kunden wichtig – hier sieht man vermehrt Umsätze von chinesischen Herstellern.

Das deutsche Auto-Thema wird in Europa kommunikativ viel zu stark negativ beleuchtet – Stellantis und PSA sind positive europäische Beispiele, die viel fitter unterwegs sind. Doch die Komax-Valoren leiden durch die schwachen Resultate aus Wolfsburg, Stuttgart, Ingolstadt und München übermässig.

Lowlight: Kuehne + Nagel – CMD ohne Impuls

Nachdem Kühne+Nagel bereits Anfang März die FY24-Resultate publiziert hatte – Umsatz +4%, Rohertrag -1.3% die Konversionsrate lag bei 19.1% – lag der Investoren-Fokus danach auf dem Kapitalmarkttag in London.

Trotz Äusserungen zu Wachstumszielen, Konversionsrate, Payout-Rate, (zu) vielen Ausreden wie den Handelsunsicherheiten unter Trump, dem anhaltenden Konflikt im Roten Meer, der anhaltend hohen Volatilität der Seefrachtpreise und der Kunden-Diversifizierung bei Logistikdienstleistern blieb ein Impuls auf die Aktie aus.

Aufgrund der schlechten Kommunikation im Jahr 2024 wird es für Kühne+Nagel nicht einfach sein, den Glauben an die neue Guidance zu etablieren.

Der hohe Marktanteil, die beeindruckende Profitabilität, ein hoher ROCE von 75%, eine zeitnahe Verbesserung des NWC und die günstige Bewertung (EV/EBIT 2025E 15x ) lassen mich an unserem Investment, trotz schwacher Performance, festhalten.

Lowlight: The Swatch Group – der Markt verkennt den inneren Wert weiterhin

Obwohl die Swatch Group mit dem Jahresergebnis 2024 die Erwartungen verfehlt hat – der Umsatz ging organisch um 12% zurück, die operative Marge enttäuschte mit 4.5% – hat der Plutos-Schweiz Fund im Q125 eine erste Position, wenn auch erst eine homöopathische Dosis, am Bieler Uhrenhersteller erworben.

2025 kann substanzielle Verbesserungen bringen: Der Schlüssel dazu ist die weitere Umsatzentwicklung in China, wo Swatch rund 33% des Umsatzes erwirtschaftet, die USA wird jedoch zunehmend wichtiger.

Doch nicht nur eine sich verbessernde chinesische Wirtschaft, auch den historisch nie höheren Bewertungsunterschied zu Richemont und die einfache Vergleichsbasis für 2025 sehe ich als attraktive Trigger.

Wichtig: ich kann mit der unorthodoxen Kommunikation von Nick Hayek umgehen und akzeptiere, dass er nun mal nicht der 0815-Manager ist. Das will ich ja auch nicht sein

Die Aktie notiert 50% unter Buchwert, denn die Immobilien, die Marken und die Gold- und Edelstein-Lager sind im Aktienpreis von Swatch wohl zu null reflektiert. Die Aktie hat den negativen Sentiment-Peak längst erreicht.

Nolight: DocMorris kommuniziert schwach

Noch immer kein Licht am Ende des Tunnels für die Schweizer Versandapotheke: obwohl DocMorris ihre Ziele als erreicht kommuniziert, sendet der operative Verlust von CHF 49 Mio., der Reinverlust von fast CHF 100 Mio. ein anderes Signal. Das Rx-Wachstum lag im Q125 bei rund 50%. Für das laufende Jahr wird weiterhin ein Wachstum in allen Bereichen erwartet – das ist im Vergleich zu Konkurrent Redcare wenig ambitiös. Gleichzeitig wird eine Kapitalerhöhung von rund CHF 200 Mio., bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von CHF 313 Mio. geplant.

Mich hat vor allem die sehr schwache Kommunikation erzürnt, war sie doch intellektuell anspruchslos: frisches Kapital einzufordern, den Investoren gleichzeitig aber einen umfassenderen Ausblick auf die kurz- und mittelfristigen Erwartungen vorzuenthalten und erst im Zusammenhang mit der geplanten Kapitalerhöhung bekannt geben zu wollen, zeugt von zu wenig Verstand im Umgang mit dem Aktien-Markt.

Wie schwierig kann es sein, alle Karten auf den Tisch zu legen und gleichzeitig Kapitalmassnahmen anzukündigen? ‘Wir hätten gerne mehr Geld, und ja, es läuft schlecht, wir sagen Euch dann in zwei Monaten mehr dazu. ’

Da fühle ich mich für dumm verkauft und wäre ich nicht so überzeugt vom enormen mittelfristigen Potenzial des e-Rezepts, wären die Titel aus dem Portfolio geflogen.

Nolight: GAM – kein Management-Engagement zu sehen

Auch bei GAM braucht es weiterhin enorm viel Geduld und Nerven, denn die FY24-Resultate waren wenig aufschlussreich: Die Initiativen zur Kostenoptimierung, deren volle Wirkung sich 2025 und darüber hinaus zeigen sollen, führten zu einem Aufwandsrückgang um 20%. Die ‚starken Fortschritte bei der Umsetzung der Turnaround-Strategie‘ und die Bestätigung, dass 2026 der Break-Even geschafft werden soll, gingen neben noch immer hohen Verlusten von rund CHF 70 Mio. unter.

Ich warte immer noch auf eine Ankündigung, dass das obere Management und der Verwaltungsrat endlich ordentlich in das eigene Unternehmen, sprich Aktien, investiert. Doch der Bonus-Plan sieht vor, dass sie Aktien erhalten, notabene am Tag vor der Generalversammlung. Diese Aktien kommen dann jeweils so bald als möglich auf den Markt….was der Aktienkurs bei den tiefen Volumina natürlich nicht verträgt. Ich werde mich diesbezüglich an der GV sicher äussern.

Medartis – Straumann 2.0?

Über das Basler Medtech-Unternehmen Medartis wurde in diesem Monat bereits viel geschrieben, ist es doch einer der bisherigen Jahres-Gewinner. Der markante Kursgewinn bereits seit Mitte November spiegelt jedoch eher die Hoffnung auf den neuen CEO Matthias Schupp, als ein tolles FY24-Ergebnis. Auf Stufe Umsatz blieb das Ergebnis (+11.7%) gar leicht unter der nach unten revidierten Guidance vom August 2024 (12-15%). Doch auf Stufe Profitabilität konnte die bereinigte EBITDA-Marge mit 19% überzeugen – die Guidance war bei rund 15%. Der Ausblick eines Umsatz-wachstums von 13-15% und einer EBITDA-Marge im hohen zehnprozentigen Bereich kam ebenfalls sehr gut an.

Bei einem persönlichen Austausch mit CEO Matthias Schupp und IR Fabian Hildbrand konnte ich enorm viel über die drei wichtigsten Hebel für zukünftiges Wachstum (US-Markt, KeriMedical, Value-Segment) erfahren:

Der Einstieg ins Value-Segment, also in ein preisgünstigeres Angebot, durch die Übernahme von NEOORTHO erinnert an Straumann, die mit der Übernahme von NEODENT richtig agierten.

Die Geschichten von NEODENT und NEOORTHO sind verknüpft: Matthias Schupp war 17 Jahre bei Straumann und hat sehr erfolgreich die Value-Marke NEODENT geführt, sie auf- und ausgebaut. Schupp ist überzeugt, dass die Value-Strategie Straumann dorthin gebracht hat, wo man heute ist.

NEOORTHO war bis 2012 Teil der NEODENT. Nachdem NEODENT 2015 zu 100% an Straumann verkauft wurde, fungierte Schupp als Adviser, ja schon fast CEO für die verbleibende NEOORTHO, für deren Besitzer, der Familie Thomé. 2021 hatte Schupp gar für Medartis den Besuch des Unternehmens in Brasilien für CEO/CFO organisiert. Damals war der Fokus des ehemaligen Medartis-CEO Brönnimann jedoch auf der Nextremity Solutions Inc. (NSI)-Akquisition. Obwohl diese Akquisition wichtige Mitarbeiter, Ingenieure und eine Produktion in Warsaw (Indiana) mit sich brachte, war der Kauf insgesamt kein Erfolg. Schupp wird NSI als Marke wohl verkaufen und erwartet nur einen kleinen Verkaufserlös. Gekauft wurde NSI im Mai 2022 für USD 70 Mio. – der Gesamtpreis wurde aber wohl nie bezahlt, da das Earn/Out-Modell nicht erreicht wurde. Nun wurden CHF 18.5 Mio. abgeschrieben, was jedoch keinen Einfluss auf die Cash-Situation hat.

Per 1. Mai 2025 hat Medartis einen 51%-Anteil an NEOORTHO gekauft und wird diese wohl bis 2028/29 komplett übernehmen. NEOORTHO hat eine zu Medartis vergleichbare EBITDA-Marge (19%) und wuchs in den letzten Jahren jeweils rund 11%, was eher Upside haben dürfte. Man ist profitabel, die Maschinen sind vorhanden und einzig eine Fabrik muss fertig finanziert werden. NEOORTHO wird Länder wie Chile direkt angehen, nicht via Distributoren, denn Schupp ist kein Fan von Distributoren. NEOORTHO wird nach Brasilien weitere Latam-Länder in Angriff nehmen, dann steht APAC auf der ToDo-Liste. Mit dem Umzug des HQ von Sao Paolo nach Curitiba werden Kosten gespart. 2028 ist Asien im Plan, Indien ist ebenfalls ein interessanter Markt, den Medartis mittelfristig angehen wird.

Auch der Eintritt von KeriMedical in den USA wird viel helfen. KM ist auf Produkte zur Behandlung von Arthrose spezialisiert. Die Marktzulassung durch die FDA wird bis spätestens August 2025 erwartet – dann wird man wohl die Beteiligung an der überdurchschnittlich wachsenden Tochter auf 100% erhöhen.

Mein Fazit: CEO Matthias Schupp ist eine charismatische Persönlichkeit, die weiss, wovon sie spricht. Kann er den NEODENT-Erfolg bei NEOORTHO wiederholen und bleibt KeriMedical weiterhin so erfolgreich, stehen Medartis gute Zeiten bevor. Wir haben die Aktie in unsere engere Auswahl, sprich unsere Watchlist, aufgenommen.

Stephan