*** Plutos-Schweiz Fund Update *** Strohfeuer ?! *** Unterschätzte Bystronic? *** Gut, besser, SKAN ***
*** Jenisch’s ‘Big switch’ *** Accelleron im Rampenlicht ***
Der Start ins 2023 ist gut gelungen – insbesondere europäische Börsenplätze konnten bereits mit schönen Kursgewinnen glänzen.
Der Plutos-Schweiz Fund hat überproportional an dieser Rally partizipiert. Wir gehen weiterhin von einer positiven Marktentwicklung aus, auch wenn die Januar-Kadenz etwas nachlassen dürfte.
Die Finanz & Wirtschaft gehört seit Jahren zu meinem täglichen Lesestoff. Die breite Berichterstattung zu Schweizer Aktien, interessante Interviews, eigene Ansichten und Einschätzungen machen die ‘FiWi’, wie man sie oft umgangssprachlich nennt, zum unverzichtbaren Medium für Schweizer Investoren.
Den ‘Lieber Investor’-Bericht vom 23. Januar 2023 muss ich aber leider bemängeln. Darin werden die Kursavancen von ams-Osram, Temenos und Meyer Burger als ‘Strohfeuer’ bezeichnet. Damit stimme ich nicht überein.
Die Vorauszahlung von Apple an ams-Osram für einen micro-LED-Auftrag ist wohl nur für unternehmensfremde Investoren ein ‘Gerücht’. Ja, der Name des Kunden wird nicht genannt, aber im Austausch mit dem Management ist der Auftraggeber zwischen den Zeilen zu lesen. Denn der Smartphone-Trendsetter will angeblich voll auf die Micro-LED-Technologie setzen und plant eigene Displays für seine Mobilgeräte. Mit Blick auf die von Apple geplanten micro-LED-Displays nennen Branchenexperten in den vergangenen Monaten ams-Osram wiederholt als potenziellen Zulieferer.
Und die ‘Vorschusslorbeeren’ für Temenos sind aus meiner Sicht ebenfalls viel mehr: mit dem Abgang von CEO Max Chuard und dem leider erst für Juni anberaumten VRP-Wechsel ist ein enorm wichtiger Schritt getan. Die Titel haben 2022 fast 60% an Wert eingebüsst und nun ist ein Rebound von 5.5% seit dieser Ankündigung übertrieben?
Wohl kaum. Temenos ist mit Sicherheit ein dreistelliger Wert.
Und last but not least Meyer Burger: wer sich mit dem Solar-Umfeld beschäftigt, sieht, dass insbesondere in den USA enorm grosse Nachfrage herrscht. Ein chinesischer Export-Stopp von Solar-Panels, der diese Woche herumgereicht wurde, würde Meyer Burger dramatisch beflügeln. Nearshoring oder die Reduktion der Unabhängigkeit von chinesischen Produkten ist aktueller denn je. In den USA wird der sog. ‘Inflation Reduction Act’ rund USD 370 Mrd. an Zuschüssen für saubere Energie bereitstellen und stellt damit die ehrgeizigste Anstrengung der USA zur Bekämpfung des Klimawandels dar. In Brüssel wurde daraufhin sofort die heftige Kritik laut, die USA würden europäische Unternehmen diskriminieren. Wenn die EU nicht mit etwas Ähnlichem aufwartet, wird Green Tech dort expandieren, anstatt in Europa zu investieren. Meyer Burger eröffnete 2021 ein Werk für Hochleistungs-solarzellen. Die Produktion in Deutschland soll den Photovoltaikmarkt unabhängiger von Fernost machen und die Solarindustrie zurück nach Europa bringen. Das Unternehmen bekennt sich zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung, auch für die verwendeten Rohstoffe und Ressourcen.
Klar ist: Eine EU-Förderung für den Sektor liegt in der Schublade. Kommt sie, brennt das ‘Strohfeuer’ lichterloh.
Nachdem ich CFO Beat Neukom an einem Round-Table kennen lernen durfte, nahm ich Anfang Jahr seine Einladung, den Bystronic-Hauptsitz in Niederönz zu besuchen, gerne an.
Bystronic ein führender Anbieter von Blechbearbeitungsmaschinen – der Fokus liegt auf der Automatisierung des gesamten Material- und Datenflusses der Prozessketten Schneiden und Biegen. Die intelligente Vernetzung der Laserschneidsysteme und Abkantpressen mit innovativen Automatisierungs-, Software- und Servicelösungen ist der Schlüssel zur umfassenden Digitalisierung in der Blechbearbeitung.
Grosskunden sind z.B. John Deere, Bucher, Schindler, VW, die Franke Gruppe, viele Möbel-Zulieferer, Amazon (der deutsche Farmmaschinen-Hersteller, nicht der Online-Händler). Grösster Anteil am Umsatz sind Auftragsfertiger sog. Job-Shops, kleine bis mittelgrosse Zulieferer.
Der Markt wird von Trumpf (DE, 20% Marktanteil), Amada (JP, 15% MA) und Bystronic (12% MA) dominiert.
50% Umsatz wird in EMEA, 25% in den USA und 15% China (mit -40% in Q322 ggü Vorjahr ein Markt mit grossem Nachholbedarf) erreicht. 10% Umsatz geht in weitere asiatische Länder – diese Region war im Q322 sehr stark.
Bystronic ist im Moment in keiner beneidenswerten Situation: durch fehlende Komponenten (insbesondere Motoren und Driveskam es bereits Ende 2021 zu Lieferschwierigkeiten, insbesondere in der Automation (Maschinen und Lagersysteme). Investitionen in den Servicebereich (Bycare), der bereits rund 20% des Umsatzes ausmacht, wurden weiter hochgehalten. Hier könnte man sich zukünftig durch eine Verbrauchsgüter-Akquisition verstärken.
Besonders beeindruckt war ich vom Rundgang durchs Experience-Center mit Marcel Zuber, der diesen Bereich leitet. Hohe Innovation, Präzision und Sicherheit zeichnen die Bystronic aus.
Was macht Bystronic für mich zu einem attraktiven Investment?
Der angelaufene Ersatz von CO2- zu Glasfaser-Lasern in 40-50’000 Maschinen im Markt – notabene eine Entwicklung von Bystronic; kein weiterer Lageraufbau ggü. Q3 von CHF 100 Mio., denn Kapitaleffizienz kann nur bei tiefen Lägern erreicht werden und mittelfristig wird auch die 12%-EBIT Marge wieder erreicht werden, die damals unter Conzzetta mit einer starken chinesischen Nachfrage erreicht wurde.
Mein Fazit: Bystronic ist ein typisches Beispiel für Schweizer Top-Engineering, Innovation und gutem Management – wir haben den Kursrücksetzer nach einem Broker-Downgrade genutzt, um in dieses zukunftsträchtige Unternehmen zu investieren.
Gut, besser, SKAN
Stellen Sie sich vor, Sie könnten in eine Unternehmung investieren, die 5x grösser als der nächste Konkurrent ist, Technologie- und Innovationsleader ist, im Schnitt 25% pro Jahr wächst, 13-15% EBITDA-Marge und ein ROCE von 14-16% generiert, ein negatives Umlaufvermögen zeigt und gar die Experten der Aufsichtsbehörde ausbildet. Da bräuchte es wohl kaum mehr weitere Argumente, oder? Nun, diese Unternehmung gibt es.
In meinem Geburtsjahr, 1968, gegründet, ist SKAN heute der absolute Leader für Isolatoren im Pharmabereich. In diesen Isolatoren werden die hochwertigsten Biopharma-Medikamente abgefüllt – dabei darf es natürlich nicht zur geringsten Kontamination kommen, daher geschieht dies unter aseptischen Bedingungen. 2005 wurden die zehn meistverkauften Medikamente in Tablettenform dargereicht – 2020 sind 5 der Top 10-Medikamente ‘Injectables’, Tendenz steigend.
SKAN ist effektiv fünf Mal grösser als die Nr. 2, klarer Technologie- und Innovationsleader durch hohes Fabrikations-, Chemie und Dekonatiminierungs-Know-How (HVAC Engineering, Airflow-Modellierung und der Dokumentierung). Der Markt ist hochdynamisch, wächst rasch und hat hohe Eintrittsbarrieren. SKAN ist ein vertrauenswürdiger Partner vieler Pharma-Unternehmen, mit einem erfahrenen Management-Team unter Thomas Huber, der seit 1996 bei SKAN ist und eine klare Strategie fährt. Apropos vertrauenswürdiger Partner: die amerikanische Zulassungsbehörde FDA lässt ihre Experten für die Validierung der Reinräume und Isolatoren bei SKAN ausbilden – wie cool ist das denn!
75% des Umsatzes wird mit Equipment & Solutions generiert, 25% mit Consumables und Service – hier dürfte anorganisches Wachstum angezeigt sein.
Der Lebenszyklus eines Isolators beträgt etwa 20 Jahre: 2-3 Jahre Planung bis die Produktion beginnt, danach sind sie rund 15 Jahre im Einsatz. Nun hat SKAN sog. Pre-approved Solutions’ entwickelt, damit Medikamente zeitnah nach deren Zulassung an den Markt kommen können. Damit haben die Kunden die Möglichkeit, die Effizienz und Stabilität der Anlage zu prüfen, während ihre Anlage im Bau ist. Die befüllten Vials sind keine Probe-Batches sondern werden kommen ebenfalls in den Verkauf. Die FDA-Zulassung für diesen Prozess wird 2025 erwartet, operativ hat SKAN sich 2026 zum Ziel gesetzt.
Elementar wichtig war die 40%-Akquisition der belgischen Aseptic Industries 2019, einem Unternehmen, das auf aseptische Abfüll- und Veredelungsverfahren spezialisiert ist und automatisierte, Robo-assistierte Prozess-Lösungen anbietet. Der Markt für diese geschlossenen Polymerfläschchen zur Anwendung in der Zell- und Gentherapie wächst notabene 58% p.a.. 2022 wurde der Anteil auf 80% erhöht.
Dieses Wachstum kommt übrigens nicht aus China oder Indien: hochwirksame und -wertige Medikamente werden zumeist in Europa oder den USA abgefüllt.
SKAN beschäftigt ca. 650 Mitarbeiter in der Schweiz, Belgien, USA und Japan. Das Durchschnittalter von 37 Jahren macht SKAN auch für jüngere Angestellte attraktiv.
Die Produktion in Deutschland führt zu einem natürlich EUR-Hedge, so CFO Burim Maraj. Auf der Topline wächst SKAN mit fast 25% CAGR, doppelt so schnell wie der unterliegende Markt.
Eine starke Auftragsvisibilität durch einen rekordhohen Auftragseingang im H122 (CHF 370m, +63%) und ein stabil hohes ROCE von 14-16% runden das sehr positive Bild ab.
Nein, das negative Umlaufvermögen habe ich noch vergessen Kunden zahlen im Voraus einen grossen Teil der Produktion. 2022 wird die EBITDA-Marge wohl eher am unteren Rand der Guidance von 13-15% zu liegen kommen, da SKAN einerseits Kosteninflation gesehen, aber auch in Personal investiert hat.
Mein Fazit: Ein Unternehmen wie im Bilderbuch – einziger Unsicherheitsfaktor ist m.E. das Ende der Lock-Up Periode von Willy Michel im April 2023, dem 17% von SKAN gehören. Gut möglich, dass hier noch ein paar Aktien an den Markt kommen – aber das würde wiederum den Free-Float erhöhen, was ich als positiv erachte. Der Plutos-Schweiz Fund ist auf alle Fälle schon mal investiert.
Holcim-CEO Jan Jenisch bei einer Präsentation zu belauschen, ist ein bisschen wie Kino: unterhaltsam, spannend, mit einer Prise Humor erzählt Jenisch über Erreichtes, seine Pläne und die eine oder andere Anekdote.
Und er hat bereits viel erreicht bei Holcim: für mich das Wichtigste ist der ‘Big switch’ aus APAC, deren Umsatz-Anteil er ggü. 2019 von 25% auf 9% schrumpfen liess und dagegen im stark wachsenden amerikanischen Markt den Umsatz-Anteil von 24% auf 40% erhöhte. Reifere, anspruchsvollere (Bau-)Märkte, insbesondere Nord-amerika stellen nun 77% ggü. 59% 2019 dar.
Holcim bewegt sich stark in Richtung De-Karbonisierung und ist bereits einer der weltweit grössten Recycler von Bauabfall – Holcim soll der Hauptakteur für das Recycling von Bauschutt werden.
Auch der Service- und Solutionsbereich, also revolvierendes Geschäft, sah einen Sprung von 8% 2020 auf 25% 2022.
Re-Roofing oder auf gut Deutsch die Neueindeckung des Daches ist gemäss Jenisch eine Riesen-Opportunität: konstantes Neu-Geschäft mit tiefer Kapital-Intensität – auch hier soll Holcim das grösste und profitabelste Unternehmen weltweit werden.
Die zukünftige Holcim wird viel mehr Gewinne aus Solutions & Products erwirtschaften als aus Zement – diese Tendenz hat sich bereits nach 9 Monaten 2022 abgezeichnet.
Trotz 9 Milliarden Umsatz in den USA, hat der Marktanteil von 3-16%, je nach Anwendung, noch enormes Potenzial und ist für Jenisch der wichtigste Fokus-Markt.
Und Holcim arbeitet auch nachhaltig an ihren ESG-Zielen: CO2 wurde 2022 um 30% reduziert.
Die USD 7.3 Mia. Erlöse aus Divestments werden in das profitable Wachstum, M&A, investiert. Mit rund 1x Net debt/EBITDA hat Holcim bereits eine sehr starke Bilanz. Holcim wird weiterhin attraktive Renditen für Aktionäre schaffen und kauft zudem von November 2022 bis Mai 2023 40 Millionen Aktien zurück, die danach vernichtet werden.
Jenisch ist zurecht stolz auf die Veräusserung der indischen Aktivitäten – die Erlöse waren in diesem fragmentierten Markt schlicht zu tief.
Mein Fazit: Ein Wort kam in Jan Jenisch’s Präsentation, bis zur Fragerunde, nie vor: Rezession. Er ist weiterhin sehr positiv für die USA, sieht vielleicht 3-5% weniger Volumen als möglich an, aber geht nicht von einer Rezession aus. In seinen 11 Jahren als CEO hat Jenisch die Guidance nie verfehlt – daher wird Holcim auch die detaillierte, spezifische Zielvorgabe für 2022 erreichen. Da noch keine der staatlichen Investitionsprogramme, weder in den USA noch in Europa, am Markt angekommen sind, sieht auch die Zukunft positiv aus.
Sei es auf den 2023 Top-Pick-Listen der Analysten, der Finanz&Wirtschaft, The Markt, ja gar TeleZüri’s ‘CEO-Talk’ – plötzlich ist Accelleron in aller Munde.
Das freut mich natürlich, war ich doch von Beginn an überzeugt, dass Accelleron der seit langem beste, interessanteste Neuzugang an der Schweizer Börse ist.
Nach der kurzen Schwächephase zwei Wochen nach dem Listing, wohl ausgelöst von Large Cap-Funds, die aus ABB-Aktien bei Accelleron involviert wurden, den Mid-Cap aber nicht halten wollten, geht es seither nur in eine Richtung – gut, dass der Plutos-Schweiz Fund die Schwächephase für Käufe nutzen konnte
Im Januar hatte ich die Gelegenheit, mich länger mit CEO Daniel Bischofberger zu unterhalten. Zudem hat Accelleron nach 100 Tagen Stock-Listing einen lehrreichen Event in Baden organisiert, den ich natürlich besuchte.
Trotz einem grossen Effort von Accelleron, die Investoren im Detail über ihr Geschäft zu informieren, höre ich noch oft die Kritik von ‘Diesel-Dreckschleudern’, ‘fossile Brennstoffe haben keine Zukunft’ oder ‘das können andere auch’.
Nun, dann starte ich noch einen Versuch: die De-Karbonisierung ist für Accelleron ein grosses Thema und eine grosse Opportunität. Wäre das Schiffahrtsgeschäft ein Land, wäre es der sechstgrösste CO2-Täter. Accelleron’s Turbolader funktionieren nicht ausschliesslich auf Diesel-Motoren, sondern auch mit Hydrogen, Biogas, Methanol, Ammoniak, sprich Green Fuels. Der Betrieb eines Motors mit einem Turbo-Lader erhöht deren Effizienz und vermindert Emissionen. Accelleron bietet Upgrades, Retrofits und den Betrieb mit Übergangsbrennstoffen an. Denn Batterien sind auf einem Schiff keine Alternative, denn es bräuchte derart viele davon, dass aus dem Schiff ein U-Boot würde.
Auch in der Energiewirtschaft spielt ein Turbo-Lader, z.B. bei Brennstoffzellen, eine wichtige, nachhaltige Rolle.
Mein Fazit: Accelleron war, ist und bleibt ein wichtiger Pfeiler des Plutos-Schweiz Funds. Obwohl ich das Unternehmen mittlerweile gut zu kennen glaube, kann ich kaum richtig abschätzen, wie viel Entwicklungspotenzial da noch schlummert.
Bis demnächst,
Stephan
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